Ankern (Wielki Dwór)

Ehemaliger Landkreis: Mohrungen – Heutiger Kreis (Powiat): Iława

‍Vorderfassade

Erste urkundliche Erwähnungen über das Dorf und über das hier angelegte Rittergut Ankern stammen von 1358 beziehungsweise aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Am 13. Juni 1472 verlieh Heinrich Reffle von Richtenberg, 33. Hochmeister des Deutschen Ordens, dem Georg von Nickeritz und seinen beiden Kindern 360 Hektar Land nach Magdeburger Recht. Das Gut befand sich bis ins 18. Jahrhundert im Besitz der Familie von Niekeritz. Für die Jahre 1785 und 1820 ist dokumentiert, dass Ankern als adlig Vorwerk diente. 1879 war ein Herr List aus Dresden Besitzer des Gutes. 1903 wird Walther List als Eigentümer des damals 341 Hektar großen Rittergutes erwähnt, auf dem unter anderem Yorkshirerinder gezüchtet wurden. Paul und Martha Bollmann übernahmen das Anwesen. 1922 wurden auf dem nun 525 Hektar großen Gut, das zu dieser Zeit Erich Bollmann gehörte, Rinder und Schweine gehalten sowie Kaltblutpferde gezüchtet. Vermutlich aufgrund von Schulden übernahm die Ostpreußische Landesgesellschaft m.b.H. das Gut Ankern, welches 1930/31 parzelliert und aufgesiedelt wurde. Familie Bollmann wohnte weiterhin im Herrenhaus, in dem in den 1930iger Jahren ein Frauenarbeitsdienstlager eingerichtet wurde. Am 24. Januar 1945 besetzten sowjetische Soldaten Ankern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bewohnten mehrere Familien das ehemalige Herrenhaus. Die Gemeinde nutzte Räume und es gab im Haus eine Bibliothek.

Das Herrenhaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf rechteckigem Grundriss errichtet. Ein Krüppelwalmdach deckt den hoch unterkellerten, zweigeschossigen Bau. Zum polygonalen, massiven Vorbau in der Mitte der Vorderfassade führt eine breite, hohe Treppe, deren Brüstung gemauert ist. Über dem Haupteingang, dessen Eingangstür von sehr schmalen Fenstern flankiert wird, liegt ein Balkon, dessen seitliche, gemauerte Brüstungen durch ein schmiedeeisernes Geländer verbunden sind. An der Parkseite befand sich einst eine von zwei gemauerten Pilastern und Holzsäulen getragene hölzerne Veranda mit einem darüberliegenden Balkon. An einer Seite des Hauses ist ein Nebeneingang, an der anderen Giebelseite ein Zugang zum Keller. Im Dachgeschossbereich der Giebelwände wurden Halbkreisfenster und Rechteckfenster unterschiedlicher Größe eingebaut. Quaderputz, klassizistische Dekore und Gesimse schmückten das Gebäude.

Über Jahrzehnte vernachlässigt, verfiel das Herrenhaus. Das undichte Dach hatte Schäden im Inneren des Hauses zur Folge. Um das Gebäude vor weiterem Verfall zu retten, wurde das Ziegeldach durch ein Blechdach ersetzt. Dabei ging die alte Fledermausgaube, die sich oberhalb des Vorbaus befand, verloren. An ihrer Stelle entstand eine Flachdachgaube. Ein großer Teil des Fassadenputzes fehlt, sodass das rote Ziegelmauerwerk zu sehen ist. Der verbliebene Quaderputz zeigt die Schönheit der alten Fassadengestaltung. Neben der originalen Hauseingangstür blieben auch alte Fenster erhalten.

Ein Stall erinnert noch an den Wirtschaftshof. Zum einstigen Landschaftspark mit seinem alten Bestand unterschiedlicher Baumarten gehören zwei Teiche.

Das ehemalige Herrenhaus ist bewohnt und wird schrittweise restauriert. Es befindet sich im Privatbesitz. (Stand 12/2022)


Letzter Besitzer vor 1945: Familie Bollmann (bis 1930)


11 km westlich von Maldeuten (Małdyty)
22 km südlich von Preußisch Holland (Pasłęk)

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