Ehemaliger Landkreis: Sensburg – Heutiger Kreis (Powiat): Mrągowo
Das ehemalige Gut Bosemb wurde 1370 gegründet. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten mehrfach die Besitzer. Lange Zeit gehörte das Anwesen der einst polnischen Adelsfamilie Suchodolski (der später dem preußischen Adel angehörenden Familie von Suchodoletz), die das heute noch existierende Herrenhaus 1848 errichten ließ.
1885 übernahm Ferdinand Rogalla von Bieberstein das ererbte Gut, und baute es zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb auf. Es wurden Vollblutpferde, Herdbuchrinder, Schweine, Schafe und Geflügel gezüchtet. Zur Gutswirtschaft gehörten eine Dampfmolkerei, eine Mühle, eine Ziegelei, ein Sägewerk und ein Gartenbetrieb, der sich mit dem Anbau von Kartoffeln, Saat-, Getreide- und Futterpflanzen beschäftigte und auch Blumen in großem Stil anbaute. Die Gutsanlage wurde erweitert, neue massive Wirtschaftsgebäude und Insthäuser (Wohnhäuser für die Arbeiter des Gutes) errichtet. Ab 1898 war das Gut an die Kleinbahn Rastenburg-Sensburg angeschlossen, damit die Erzeugnisse schneller abtransportiert werden konnten.
Da sich kein Nachfolger für das Gut fand, erwarb die Ostpreußische Landgesellschaft 1920 das große Anwesen zu Siedlungszwecken. Von 1925 bis 1929 wurde der Besitz aufgeteilt. Unter anderem hatte die Ostpreußische Saatzuchtgesellschaft „Nordost" hier ihre Versuchsfelder. 1938 wurde der Ort Bosemb in BUSSEN umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand auf dem Gutsgelände ein staatlicher Landwirtschaftsbetrieb.
Das klassizistische Herrenhaus steht auf einer Anhöhe. Es wurde als eingeschossiges Kniestockhaus auf rechteckigem Grundriss und mit einem Krüppelwalmdach errichtet. An beiden Längsseiten erheben sich zweigeschossige Mittelrisalite mit Dreiecksgiebeln. Das Obergeschoss des Risalits der Vorderfassade schmücken Arkaden mit Fenstern und Statuen. Eine von vier Säulen gestützte, überdachte Terrasse schützt den Haupteingang. Im einstigen Herrenhaus ist heute eine Grundschule eingerichtet.
An das Konzept zur Gestaltung des Parks von Gartenarchitekten Johann Larass erinnert nur noch der Teich, der sich vor der Terrasse des Herrenhauses befindet. Die prächtigen Bäume wurden gefällt.
Einige der Wirtschaftsgebäude vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die Schmiede und das Verwalterhaus haben die Zeiten überstanden.
1754 wurde unweit des Gutshauses das Mausoleum der Familie Suchodolski (Suchodoletz) errichtet. Nach dessen Zerstörung ließ es 1833 Ferdinand von Suchodoletz wieder aufbauen, wie die Wetterfahne auf dem Turm des heute als Kapelle „St. Stanislaus“ genutzten Bauwerkes zeigt. (Stand 8/2021)
Letzter Besitzer vor 1945: Ostpreußische Siedlungsgesellschaft mbH Königsberg
15 km nördlich von Sensburg (Mrągowo)
20 km südlich von Rastenburg (Kętrzyn)