Brödienen (Brejdyny)

Ehemaliger Landkreis: Sensburg – Heutiger Kreis (Powiat): Mrągowo

‍Fragment des Gutshauses

Das am südlichen Ufer des Muschelsees (Jezioro Brejdyńskie) gelegene einstige Rittergut Brödienen fand erstmals 1422 (1437 Wreyden) unter dem Namen Breden urkundliche Erwähnung. Hochmeister Heinrich Reffle von Richtenberg übertrug 1476 das Rittergut nach Magdeburger Recht an Friedrich von Schaetzel (Schätzl). Um 1500 verlieh der Hochmeister Friedrich, Herzog von Sachsen, dann das Gut an Arnold Reichenau. 1514 ging das Gut an den Deutschen Orden zurück. Mit der Verpflichtung zum Waffen- und Jagddienst erhielten 1551 Georg Schätzl und Fabian von Brodien die nun Breidinen benannten Ländereien nach Lehnsrecht. Über die Besitzer der folgenden zwei Jahrhunderte ist nichts zu erfahren. Nach 1785 trug das Gut den Namen Bredienen, vielleicht benannt nach seinem Eigentümer Hauptmann Bredien von Bosemb. 1857 befand sich das Rittergut im Besitz des Premierlieutnants von Mandeloh. Emil Reinicke, Lieutenant a.D., übernahm das etwa 850 Hektar große Anwesen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach dem Tode ihres Mannes Oskar im Jahre 1914 wurde Marta Hinrichs alleinige Besitzerin. Sie heiratete im Juni 1915 den pensionierten Major Erich Kramme, der ihr bei der Verwaltung des Guts helfen sollte. Neben den landwirtschaftlichen Flächen von 930 Hektar gehörten um 1922 eine Molkerei, eine Ziegelei, eine Torfbrikettfabrik und ein Sägewerk zum Anwesen. Außerdem wurden 45 Pferde, 220 Rinder und 200 Schweine gehalten. Nach dem Tod der Mutter übernahm der Sohn 1926 das Gut und verkaufte einen Teil an einen Georg Moeller. 1928 findet eine Kramme-Brennerei Erwähnung. Moeller, letzter Eigentümer, züchtete neben Pferden und Rindern auch Deutsche Edelschweine. 1932 war das Gut noch 700 Hektar groß.

Aus der „Ostdeutschen Bau-Zeitung Breslau“, Nr. 21, vom 24. Mai 1934 ist Folgendes zu erfahren:

„Die Ostpreußische Landgesellschaft hat das den Oberamtsmann Möller gehörige, rund 3000 Morgen große Gut Brödienen erworben, um dort Bauernsiedlungen zu errichten.“

Georg Moeller blieb bis 1945 Besitzer des Restguts.

Über die ehemalige Anlage mit ihrem Gutshaus, dem angrenzenden Wirtschaftshof und dem Park ist kaum etwas zu erfahren. Im Gutspark, der sich wohl in den alten Zeiten bis zum Ufer des Sees erstreckte, sind einige alte, beeindruckend große Bäume erhalten geblieben. Am Rand des Parks finden sich vereinzelte Überreste des im 19. Jahrhundert im neogotischen Stil errichteten Gutshauses. Diese steinernen Zeugen lassen keine Informationen über das Aussehen und die Größe des Gebäudes mehr zu. Lediglich zwei Ansichtskarten, eine aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und die andere aus der Zeit danach, zeigen heute noch die einstige Schönheit des Bauwerks und erzählen ein wenig seiner Geschichte. Abgebildet ist jeweils die zum See gewandte Seite. Fehlende Zinnen und Dekorelemente, eine andere Eingangstreppe sind sichtbare bauliche Veränderungen, die auf eine teilweise Zerstörung durch Kampfhandlungen und den Wiederaufbau schließen lassen. Ob das Gutshaus im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde oder erst nach 1945 dem kompletten Verfall zum Opfer fiel, konnte ich nicht herausfinden.

Das Gutshaus erinnert in seinem Aufbau an das etwa 20 Kilometer entfernt liegende Herrenhaus von Sorquitten. Einzelne Baukörper unterschiedlicher Größe und Höhe durchdrangen sich. Ein Turm mit quadratischer Grundfläche befand sich an einer der Giebelseiten. Fialen und die bereits erwähnten Zinnen krönten die Außenfassaden des hoch unterkellerten Baus. Quaderputz schmückte die Fassaden. Eine breite Treppe führte hinunter in den Garten und Park.

Einzelne Wirtschaftsgebäude überstanden die Zeit.

Auf dem bewaldeten Berg am nördlichen Seeufer befinden sich zwei Friedhöfe. Zwei Grabsteine am unteren Friedhof verweisen auf die Gutsbesitzerfamilien. Der gut erhaltene Grabstein von Marta Kramme, verwitwete Hinrichs, geborene Karsten, beeindruckt aufgrund des Reliefs einer Frau mit Lyra und der Widmung „Deutsche Frau und Mutter. Deine holde Gesangeskunst bleibt unvergessen.“ Der zweite Stein war Teil eines Doppelgrabes der Familie Reinicke, darauf zu lesen: Emma Reinicke, geb. von Schulze, geb. 18. Oct. 1843, gest. 26. Jan. 1878. Ihre dritte Tochter Emma, nach deren Geburt sie verstarb, wurde neben ihr beerdigt. Weitere Informationen zum Familienfriedhof sind unter mazuryprzednami.pl, Tajemnice Cmentarnej Góry – „Pani z lirą“ zu finden. (Stand 7/2025)


Letzter Besitzer vor 1945: Georg Moeller


11 km südlich von Sensburg (Mrągowo)

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