Groß Partsch (Parcz)

Ehemaliger Landkreis: Rastenburg – Heutiger Kreis (Powiat): Kętrzyn

‍Gartenseite

Gegründet wurde Groß Partsch als Rittergut im Jahr 1392. Später übertrug der Komtur Johann von Banhausen den Besitz an Friedrich von Partz, der möglicherweise Namensgeber des Ortes war. Seine Nachkommen waren vermutlich bis zum 16. Jahrhundert Eigentümer des Guts. Danach befand sich das Anwesen in den Händen der polnischen adligen Familie Kobyliński. Carl Gustav Ernst von Foller, Amtshauptmann in Rhein (Ryn), besaß in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neben dem Gut Jagodnen auch  Groß Partsch. Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1945 gehörte das Gut zum Familienfideikommiss  der Freiherren von Schenck zu Tautenberg, die neben Groß Partsch unter anderem auch die Güter in Doben (Doba), Woplauken (Wopławki) und Stürlack (Sterławki) besaßen.

Im August 1914 fand auf dem Gutsgelände ein Gefecht zwischen deutschen Soldaten und einem Geschwader Kosaken statt, die an einer Schlacht um die Festung Boyen in Lötzen (Giżycko) teilnahmen. Die Gräber russischer Soldaten auf einem kleinen Friedhof unweit des alten Herrenhauses erinnern daran.

In den 1920er Jahren gehörten neben den Vorwerken Charlottenhof, Jankendorf (Jankowo) und Partschwolla auch eine Dampfmolkerei, eine Ziegelei, ein Sägewerk und eine Windmühle zum Anwesen. Auf dem Gut wurden Schafe, Rinder und Schweine gezüchtet, die Spezialisierung lag auf der Zucht von Arbeitspferden.

Die Nationalsozialisten eigneten sich von den Ländereien des Gutes Flächen an, um ab 1940 darauf Bunker der Wolfsschanze, dem Führerhauptquartier Hitlers, zu bauen. Auf dem Gelände des Guts befand sich von 1940 bis 1945 ein Lager für französische Kriegsgefangene. Am 28. Januar 1945 ging der Gutstreck auf die Flucht, einen Tag, bevor die Rote Armee im Ort eintraf.

Das ehemalige Herrenhaus steht zwischen dem alten Wirtschaftshof und dem Park. Der hochunterkellerte Bau wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf rechteckigem Grundriss mit hohem Satteldach errichtet. Ein Teil des Dachgeschosses war zu Wohnzwecken ausgebaut. Diesen Bereich des Hauses deckte ein flacheres Satteldach. Quaderputz schmückte einst die Fassade. Die Parkseite des Gebäudes gliederte ein zweigeschossiger Risalit, gekrönt von einem Dreiecksgiebel mit einem großen halbovalen Fenster. Davor befand sich eine Treppe mit geschwungener Brüstung. Diese und eine weitere Treppe führten hinab in den tiefer gelegenen Park.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Umbauarbeiten, die das äußere Erscheinungsbild des Herrenhauses stark veränderten. Nichts erinnert mehr daran, dass das Gebäude einst unterschiedlich hohe Dächer deckten. Durch den kompletten Dachausbau entstand ein zweigeschossiger Bau mit flachem Satteldach. An der Vorderfassade befindet sich ein eingeschossiger Anbau mit einem darüber liegenden Balkon. Der Dreiecksgiebel des Risalits und die Treppe am Haus sind verschwunden. In den letzten Jahren wurden zum größten Teil neue Fenster eingebaut, die Fassaden glatt verputzt und mit einem Farbanstrich versehen. Die erhalten gebliebene Quaderung der Hausecken ist farblich hervorgehoben.

Das einstige Herrenhaus wird von mehreren Familien bewohnt. (Stand 8/2021)


Letzter Besitzer vor 1945: Freiherr Wolf Dietrich Schenck zu Tautenburg


11 km östlich von Rastenburg (Kętrzyn)

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