Henriettenhof (Chmielnik)

Ehemaliger Landkreis: Rastenburg – Heutiger Kreis (Powiat): Kętrzyn

‍Ansicht von Nordwest

Über die Vorgeschichte des einstigen Gutes Henriettenhof ist wenig bekannt. Vermutlich legte die Familie von Borck im 18. Jahrhundert den Hof an. Als Henriette Gottliebe von Borck 1748 den königlich-preußischen Generalleutnant Albrecht Dietrich Gottfried von Egloffstein heiratete, brachte sie das Gut, das vermutlich ihr zu Ehren den Namen Henriettenhof erhielt, als Mitgift in die Ehe.

Als eines der Vorwerke des Rittergutes Warnikeim war es bis 1838 im Besitz der Familie von Egloffstein. Am 20.1.1838 verkaufte der pensionierte Major Carl August von Egloffstein das Anwesen in Warnikeim an Hauptmann Ernst Theodor von Borcke aus Tolksdorf. Das dem Rittergut Tolksdorf nahegelegene Gut Henriettenhof gelangte somit in den Besitz der Familie von Borcke. Nach dem Tod ihres Vaters Ernst erbte Klara Henriette Helene im Jahr 1848 das Rittergut Warnikeim mit den Vorwerken Henriettenhof und Drösch. Klaras Ehemann war der preußische Generalleutnant Gerd von Below. Sohn Otto Karl Eugen von Below wurde Herr auf dem mittlerweile zum Rittergut ernannten Anwesen Henriettenhof. Da die Familie von Below in Berlin wohnte, verpachtete sie das 515 Hektar große Gut, zu dem nun das Vorwerk Drösch gehörte. Pächter (Mattern) war der erste, der in dieser Gegend Hopfen anbaute. Außerdem züchtete er Ostpreußisches Holländervieh. Noch vor dem Ersten Weltkrieg verkaufte von Below das Gut an Wilhelm Wege. Nach dessen Tod 1914 war der Besitz bis Januar 1945 in den Händen der Wege´schen Erben. Es wurde weiterhin Hopfenbau betrieben. Im Jahre 1932 gehörte neben 45 Pferden, 178 Rindern, 120 Schafen und 130 Schweinen auch ein Lanzbulldog zum Gut.

Das ehemalige Gutshaus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und steht zwischen dem Wirtschaftshof und dem Park. Es ist ein auf rechteckigem Grundriss errichtetes, eingeschossiges Kniestockhaus. Ein Satteldach deckt das hoch unterkellerte Gebäude. Breite Dacherker gliedern die Längsseiten des Hauses. An der südöstlich gelegenen Giebelwand befindet sich ein niedriger eingeschossiger Anbau mit einem flachen Satteldach. Eine breite Treppe führt zur Terrasse des Haupteingangsbereiches, eine schmale Treppe zu einer weiteren Eingangstür an der Vorderfassade.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden aus den östlichen Grenzgebieten vertrieben Polen auf dem Gut angesiedelt. Die einstige Gutsanlage übernahm ein staatlicher Landwirtschaftsbetrieb.

Die alten Wirtschaftsgebäude der Anlage sind ebenso erhalten geblieben wie der Gutspark. Das Gutshaus und der Wirtschaftshof sind in einem guten Zustand. Der Hof wird weiterhin landwirtschaftlich genutzt und macht einen ordentlichen, gepflegten Eindruck.

Der polnische Ortsname „Chmielnik“ bedeutet im Deutschen „Hopfengarten“ und erinnert damit an die ersten Hopfenbauern der Region.

Das ehemalige Gutshaus, das sich im Besitz der Gemeinde befindet, wird von mehreren Familien bewohnt. Die Anlage befindet sich im Eigentum der Staatlichen Agentur für Landwirtschaftliche Immobilien. (Stand 8/2020)


Letzter Besitzer vor 1945: Erben des Wilhelm Wege (Wege´sche Erben)


15 km nordwestlich von Rastenburg (Kętrzyn)

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