Klein Marwitz (Marwica)

Ehemaliger Landkreis: Preußisch Holland – Heutiger Kreis (Powiat): Elbląg

‍Vorderfassade

Die Geschichte von Klein Marwitz geht bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. 1244 existierte hier ein Gut, das Albert Starepiwo gehörte. Nachfolgender Eigentümer war Jan von Marewicz, nach dem möglicherweise der Ort benannt wurde. Weiteres ist über das einstige Rittergut und seine Besitzer bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht bekannt.

Zu dieser Zeit war Klein Marwitz ein Vorwerk vom Rittergut Wiese (Barzyna). Ende des 19. Jahrhunderts übernahm Walter Krieger das 637 Hektar große Vorwerk. Er verkaufte 1929 das Anwesen an den Staat, ein Teil des Guts wurde aufgesiedelt. Für das Jahr 1932 findet als Besitzer ein Graf von Schwerin Erwähnung. Das Herrenhaus diente nach dem Verkauf als Altenpflegeheim, später dann als Landjahrheim.

Auf der Flucht vor der herannahenden Sowjetarmee nahm Graf von Günther, letzter Gutsbesitzer von Karnitten (Karnity), seiner Frau und sich selbst am 24. Januar 1945 im Herrenhaus von Klein Marwitz das Leben.

Das erste Herrenhaus stammt aus der Zeit um 1790 und wurde in einem in jener Zeit in dieser Gegend charakteristischen Stil erbaut. Es war ein eingeschossiger Bau auf einem langen rechteckigen Grundriss und mit einem hohen Mansardendach gedeckt. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erfolgte der Bau eines Hauses im Stil einer großen ländlichen Jugendstilvilla. Teile des ursprünglichen Herrenhauses blieben vermutlich als Seitenflügel erhalten. Der dreigeschossige, jüngere Bau wurde auf fast quadratischem Grundriss mit einem Walmdach errichtet. Angedeutete Mittelrisalite mit ellipsenförmigen Giebelabschlüssen gliedern die Vorderfassade und Gartenseite des Hauses. Ovale Rundfenster und florale Reliefs im Jugendstil schmücken deren Giebelfelder. Über dem massiven Eingangsvorbau liegt ein Balkon. Vor dem Risalit der Gartenseite befindet sich eine Terrasse, deren dreieckiges Giebeldach auf Rundsäulen ruht. Eine breite Treppe mit Mauerbrüstung führt von dort hinunter in den Garten. Dekorative Verzierungen, Lisenen und Quaderputz sind Architekturdetails der Fassaden. Ein schmaler Risalit mit Dreiecksgiebel ziert die Giebelwand des südlichen Seitenflügels.

Das Herrenhaus, das zwischenzeitlich saniert wurde, ist in gutem Zustand erhalten. Fenster und Türen wurden stilvoll erneuert. Im Inneren des Gebäudes sind unter anderem die originale Wandvertäfelung in der Eingangshalle und die Treppe mit ihrem dekorativen Geländer erhalten geblieben. Jedoch zeigen sich an den Außenwänden bereits Stellen, an denen der Putz bröckelt. Der Wiederaufbau des nördlichen Seitenflügels um 1960 erfolgte ohne Rücksicht auf den Denkmalschutz. Es entstand ein schlichter rechteckiger Flachdachbau, der die einstige Schönheit des Hauses ruiniert.

Von der einstigen Hofeinfahrt, an deren Pfeilern noch die originalen schmiedeeisernen Torflügel vorhanden sind, führt eine lange gerade Zufahrt aus altem Kopfsteinpflaster bis fast zum Herrenhaus. Die meisten Gebäude des ehemaligen Wirtschaftshofes sind ebenso wie ein großer Teil des Parks nicht mehr erhalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem einst herrschaftlichen Bau ein Waisenhaus eingerichtet.  Das nachfolgende Kinderheim schloss vor nicht allzu langer Zeit. Jetzt ist das Herrenhaus bis auf den nördlichen Seitenflügel unbewohnt und wartet auf einen Käufer. (Stand 8/2020)


Letzter Besitzer vor 1945: Graf von Schwerin (1932)


11 km südwestlich von Preußisch Holland (Pasłęk)

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