Ehemaliger Landkreis: Johannisburg – Heutiger Kreis (Powiat): Pisz
Das einstige Rittergut Lupken am südlichen Ufer des Roschsees (Jezioro Roś) wurde 1483 gegründet. In dem Jahr kaufte der Mühlenbeauftragte des Deutschen Ordens, Simon von Blumenstein genannt Mölknecht, 10 Hufen Land. Mölknecht war gemeinsam mit seinem Bruder Valentin im Auftrag des Ordens zur Überwachung der Mühleneinkünfte in diese Region gekommen. Während des Schwedisch-Polnischen Krieges 1656 wurde Lupken von Tataren niedergebrannt. Um 1600 gab es hier eine Mühle. Über die Besitzer des Guts ist aus diesen Zeiten wenig bekannt. Ab 1775 war der Amtmann Karl Ludwig Crüger Eigentümer des Anwesens, das der Stadt Johannisburg als Vorwerk diente. 1828 betrieb die Familie Crüger auf Lupken eine Schäferei. Sie züchteten Merinoschafe.
Später ging das Gut für ein halbes Jahrhundert in die Hände der Familie Reuter über. Um 1860 war Robert Reuter, der Landrat von Johannisburg, Eigentümer des Anwesens. Schwerpunkt im Gutsbetrieb war die Pferdezucht, vor allem von Remontepferden. Es wurden auch Merinoschafe und Rinder gezüchtet. Zum Gutsbetrieb gehörten eine Brennerei, eine Molkerei und eine Handelsgärtnerei. Ende 1906 kaufte eine Familie Rudatis von Fritz Reuter das etwa 750 Hektar große Gut. Die Halbinsel Czarnirogk, das zum Rittergut gehörende Jagdgebiet, blieb Eigentum der Familie Reuter.
Den Ersten Weltkrieg überlebten die meisten Gebäude des Wirtschaftshofes ohne große Schäden. Russische Soldaten, die das Gutsgelände 1914 für etwa ein halbes Jahr belagerten, wüteten jedoch im Herrenhaus. Sie zerstörten Kachelöfen, Mobiliar und Bilder. Meterhoch lagerte Stroh mit Unrat in den Räumen. Nach der Rückkehr der Besitzer war von zwölf Wohnräumen nur noch einer halbwegs bewohnbar.
Unter großen Kraftanstrengungen wurde nach dem Krieg das Gut wieder zur alten wirtschaftlichen Stärke gebracht. 1921 übernahm Carl Rohrmoser den Besitz. Rohrmoser war weder Landwirt, noch schien er über notwendige Erfahrungen zu verfügen, einen solchen Gutsbetrieb zu leiten. Er wirtschaftete den Betrieb herunter und ging Bankrott. Nach 1932 wurde das einstige Rittergut durch die Treuhandstelle Königsberg in Parzellen aufgeteilt und neu besiedelt. Die Brennerei gehörte einer Genossenschaft. Die NSDAP nutzte in den 1930er und 1940er Jahren das Herrenhaus als Bezirksführerschule.
Im 18. Jahrhundert wurden das Herrenhaus und die Parkanlage errichtet. Das zweigeschossige Herrenhaus steht auf einem länglichen, rechteckigen Grundriss und ist mit einem Satteldach gedeckt. In den Längsfassaden erheben sich flach vortretende Risalite mit Dreiecksgiebeln. Dekorative Architekturdetails zieren die Risalite. Über dem Haupteingang ruht ein auf drei Rundsäulen gestützter großer Balkon. Das Gebäude wurde in den nachfolgenden beiden Jahrhunderten erweitert und umgebaut.
Der große Park erstreckte sich einst nördlich vom Herrenhaus bis zum Roschsee. Im Park waren ein Rosengarten und ein Karpfenteich angelegt. Eine Buchenallee führte zum See. Der alte Baumbestand des Parks wurde zum großen Teil abgeholzt.
Das ehemalige Herrenhaus diente von 1947 bis zu seiner Auflösung 1983 als Waisenhaus und ab 1977 auch als staatliche Bildungseinrichtung. Seit 1983 lernen Kinder und Jugendliche am Sonderpädagogik- und Erziehungszentrum. Am 9. April 1985 brach kurz nach der Renovierung im Herrenhaus ein Feuer aus, welches das Gebäude zerstörte. Die Sonderpädagogische Schule musste aus diesem Grund ihre Arbeit einige Zeit an diesem Ort einstellen. Seit dem Wiederaufbau und einer umfassenden Sanierung des Herrenhauses wurde das Zentrum durch den Bau eines weiteren Gebäudes und einer Sporthalle erweitert. (Stand 8/2022)
Im „Johannisburger Heimatbrief 1979“ finden sich auf den Seiten 72 bis 77 die „Heimat-Erinnerungen aus Lupken und Johannisburg 1906 bis 1921“ von Georg Rudatis, dessen Eltern zu dieser Zeit das Gut Lupken besaßen.
Letzter Besitzer vor 1945: Treuhandstelle Königsberg
4 km nordöstlich von Johannisburg (Pisz)