Neu Kussfeld (Nowe Kusy)

Ehemaliger Landkreis: Preußisch Holland – Heutiger Kreis (Powiat): Elbląg

‍Vorderfassade

Die Geschichte des einstigen Guts Neu Kußfeld ist eng verknüpft mit dem Heilig-Geist-Hospital in Elbing (Elblag). 1266 beurkundete Hochmeister Anno von Sangerhausen, den Kauf verschiedener Ländereien und Güter, zu denen auch die Kußfeldschen Güter gehörten, zugunsten des neu entstandenen Hospitals durch den Deutschen Ritterorden. Die in der Urkunde festgelegten Bedingungen, die sich mit der Schenkung verbanden, sollten im Laufe der Jahrhunderte immer wieder für Probleme sorgen, was unter anderem die Verpachtung oder den möglichen Verkauf des sogenannten Vorwerks betraf.

Während des Dreizehnjährigen Krieges (1454-1466) erlitt der Orden große Verluste seines Herrschaftsgebietes. Die Hospitalsbesitzungen, die sich auf seinem Land befanden, eignete er sich an. Die Stadt Elblag und das Hospital, die im Machtbereich des polnischen Königs Kasimir IV. lagen, forderten ihren Besitz, so auch das im Krieg zerstörte Neu Kußfeld, zurück. Unter der Bedingung, dass die Einkünfte der Güter nur dem Hospital und nicht der Stadt zugutekommen sollten, willigte der Orden ein.

Während des Zweiten Schwedischen Krieges wurde das Gut im Jahre 1658 durch brandenburgische Truppen dem Erdboden gleichgemacht. Kein Stein blieb auf dem anderen;  Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäude, Mühle, Brauhaus und Schleuse zerstört. Die Teiche wurden abgelassen, die Eichen- und Tannenwälder fast vollständig abgeholzt. Nach dem Wiederaufbau brannten durch Brandstiftung im Jahre 1728 und durch drei Blitzeinschläge zwischen 1738 und 1783 Scheunen und Stallungen ab.

Bis 1746 stand das Gut in Bewirtschaftung und Verwaltung durch den städtischen Spittelherrn. Jede Instandsetzung des Hofes bedeutete zu hohe Kosten für das Hospital. Infolgedessen wurde das Anwesen ab Mitte des 18. Jahrhunderts verpachtet. Zu den Pächtern gehörten Christoph Sigmund und ab 1760 für 43 Jahre die Familie des Amtmann Gottfried Krispien. Später ging das Gut an einen Carl Gustav Berthold, Generalpächter von Schellenberg/Gerdauen. Für das Jahr 1874 wird als Gutspächter ein Herr Foß benannt, der zehn Jahre später Besitzer des Anwesens war. Ab 1920 gehörte das Gut der Familie Hassenstein.

Einst gehörten eine Mühle, ein Brauhaus und eine Brennerei zum Hof. Vom Ende des 19. Jahrhunderts an lag der Schwerpunkt in der Zucht von Kaltblutpferden.  Einschließlich der Remontepferde gab es im Jahre 1915 auf dem etwa 700 Hektar großen Gut 435 Pferde. Außerdem wurden Schweine und Rinder gezüchtet.  Im Oktober 1939 wurde Gut Neu Kussfeld in das Heeresremonteamt Weeskenhof (Rzeczna) eingegliedert.

Wie auf vielen ostpreußischen Gütern steht das ehemalige Gutshaus in zentraler Lage zwischen Wirtschaftshof und Park. Der eingeschossige Bau wurde um 1900 auf rechteckigem Grundriss errichtet und trägt ein Halbwalmdach. Der Anbau an der westlichen Giebelseite ist flachdachgedeckt. Mittig der Vorderfassade befindet sich eine verglaste Holzveranda mit seitlichem Eingang und flachem Satteldach, darüber ein Dacherker mit Dreiecksgiebel. Kleine Viertelkreisfenster zieren die Giebelseiten des Gebäudes.

Das Gutshaus erhielt vor einigen Jahren neue Fenster, die Fassaden wurden verputzt, gestrichen und die Hausecken farblich hervorgehoben. Jedoch bröckelt der Putz bereits wieder an einzelnen Stellen von den Außenwänden.

 Ein großer Teich grenzt an die östliche Seite des Landschaftsparks, dessen alter Baumbestand noch recht gut erhalten ist. Ein großer Speicher steht rechts vom Gutshaus. Zwischen dem Wohngebäude und dem Wirtschaftshof mit seinen langen Ställen verläuft die Dorfstraße.

 Das einstige Gutshaus ist bewohnt. (Stand 12/2022)


Letzter Besitzer vor 1945: Familie Hassenstein (1920er Jahre)


7 km westlich von Preußisch Holland (Pasłęk)

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