Ramten (Ramty)

Ehemaliger Landkreis: Rößel – Heutiger Kreis (Powiat): Kętrzyn

‍Vorderfassade

1344 kam es zur Gründung des Gutshofes Ramten. Über lange Zeit im Besitz ermländischer Bischöfe, erlebte Ramten eine wechselvolle Geschichte. Aus dem Gut wurde ein Pachtdorf. Mitte des 15. Jahrhunderts verlassen, verwilderte der Ort. Der um 1600 neu errichtete bischöfliche Hof ging mit der Annexion Ermlands durch Preußen an das königliche Domänenamt Rößel über. Ab etwa 1820 als königliches Erbpachtvorwerk geführt, kaufte die Familie Trenkmann das Gut Anfang der 1870er Jahre, in deren Händen es bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges blieb.

Das Gutshaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom damals größten Bauunternehmen, der Firma Heinrich Modricker aus Rastenburg, errichtet. Auf einem Steinfundament an der rechten Vorderfassade sind die Namen von Bauherr und Bauunternehmer sowie das Baujahr gemeißelt. Das eingeschossige Gebäude steht über einem rechteckigen Grundriss und wurde einst mit einem hohen Mansardendach errichtet. Das hohe Dach ermöglichte die Nutzung des Dachgeschosses als Wohnbereich. Der zweigeschossige Seitenflügel an der westlichen Giebelwand erhielt ein Satteldach. Eine kleine hölzerne Veranda befindet sich vor dem Eingang der Vorderseite. Klassizistische Architekturdetails schmückten die Vorderfassade. Gequaderte Lisenen betonten die Ecken des Hauses.

1945 zerstörten Soldaten der Roten Armee das Innere des Gutshauses. Mitte der 1950er Jahre erfolgten Baumaßnahmen, jedoch nicht originalgetreu ausgeführt. So wich das Mansardendach einem flacheren Satteldach, welches das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes deutlich veränderte. Vor einiger Zeit wurden einzelne Fenster erneuert und mit Dämmungsmaßnahmen begonnen, diese jedoch nicht beendet.

Das Anwesen ist in der typischen Form angelegt. Das Gutshaus steht zwischen dem Park und dem groß angelegten Wirtschaftshof. Jahreszahlen an verschiedenen Gebäuden des Hofes erzählen von der Entstehungsgeschichte des Gutshofes. Die älteste Datierung (1872) an einer steinernen Mauer steht wohl für dessen Erwerb durch die Gutsfamilie.

Zum Gut gehörten eine Ziegelei und eine Kartoffelstärkefabrik, von der der weithin sichtbare, gelbe Backsteinschornstein die Zeit überdauert hat. 1945 plünderte die Rote Armee die Fabrik, baute die technische Ausrüstung ab und brachte diese in die damalige UdSSR. Nach 1945 entstand hier ein staatlicher Landwirtschaftsbetrieb. 1966 übernahm die Landwirtschaftlichen Fachschule in Rößel (Technikum Rolnicze w Reszlu) das ehemalige Gut zu praktischen Ausbildungs- und Lehrzwecken.

Das Gutshaus steht ebenso leer wie der größte Teil der Gebäude des Wirtschaftshofs. Die Gutsanlage ist Privateigentum. (Stand 7/2023)

Vielen Dank an Irene Lajtonyi für die Informationen über die Familie Trenkmann. (8/2023)


Letzter Besitzer vor 1945: Ernst Trenkmann


4 km südöstlich von Rößel (Reszel)

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