Ehemaliger Landkreis: Rastenburg – Heutiger Kreis (Powiat): Kętrzyn
Im Jahre 1664 lag das einstige Gut Reimsdorf im Herrschaftsbereich des Herzogs von Preußen und gehörte als Vorwerk zu Rastenburg. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es verstaatlicht und bis 1918 als Königliche Domäne, danach bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als Staatliche Domäne verpachtet. Im „Handbuch über den königlich preussischen Hof und Staat für das Jahr 1880/81“ wird ein Herr Schuemann als Domänenpächter benannt. Vermutlich handelt es sich dabei um Carl Gustav Schümann, der 1896 in Reimsdorf verstarb. Ihm folgte Karl Schümann, der über einen langen Zeitraum Pächter der Domäne war und einen kleinen Gutshof im benachbarten Klein-Neuendorf besaß. 1922 gab es 81 Pferde, 96 Rinder, 545 Schafe und 73 Schweine auf der Domäne. Zehn Jahre später stieg die Anzahl der Rinder und Schweine, während der Bestand an Schafen und Pferden gleich blieb. Es wurde auch eine Molkerei betrieben. In den 1920er Jahren gehörte Frau Schümann zum Vorstand des Ostpreußischen Geflügelzuchtverbandes. 1942 übernahm Hans-Günther, Sohn von Karl, die Domäne. Die ihm übertragene Verwaltung umliegender Güter bewahrte ihn davor, in den aktiven Dienst der Wehrmacht eingezogen zu werden. Die Familie verließ im Januar 1945 auf Anraten eines einflussreichen Militärangehörigen rechtzeitig vor der herannahenden Front ihre Heimat in Richtung Westen.
1949 entstand hier ein staatliches Gut.
Die Gutsanlage wurde groß und offen angelegt. Die langen Wirtschaftsgebäude sind aus roten Klinkern und Feldsteinen erbaut worden. Das auf einer Anhöhe errichtete Gutshaus steht zwischen dem Park und dem durch die Auffahrt abgegrenzten Wirtschaftshof. Ein Teil des alten Baumbestandes des recht gelichteten Parks ist erhalten geblieben.
Das ehemalige Gutshaus stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es wurde als eingeschossiges Kniestockhaus mit Satteldach errichtet. Das schlicht gehaltene Gebäude ist hochunterkellert. In der Vorderfassade erhebt sich ein sehr flacher zweigeschossiger Mittelrisalit. Eine Treppe mit Brüstung, gemauert aus Ziegelsteinen, führt zu einer kleinen Veranda am Haupteingang. Die Parkseite wird ebenfalls durch einen Mittelrisalit gegliedert.
Das Gut ist heute Privateigentum. Liebevoll wurde das Gutshaus saniert. Die gesamte Anlage hat die Zeiten fast unbeschadet überdauert, wird weiterhin als Landwirtschaftsbetrieb genutzt und wirkt sehr gepflegt. (Stand 8/2021)
Vielen Dank an Irene Lajtonyi für die Informationen über die Familie Schümann. (10/2023)
Letzter Besitzer vor 1945: Staatliche Domäne
5 km südlich von Rastenburg (Kętrzyn)