Rosoggen (Rozogi)

Ehemaliger Landkreis: Sensburg – Heutiger Kreis (Powiat): Mrągowo

‍Ansicht von Südwest

Um 1388 wurde  dem Ritter Philip Wildenau  durch Konrad Zöllner von Rothenstein, Hochmeister des Deutschen Ordens, Land zu Siedlungszwecken nach Kulmer Recht zugesprochen. Durch die spätere Teilung der Koslauer Güter entstand das Dorf Rosoggen.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war Engel Stach von Goltzheim Besitzer des einstigen Rittergutes Rosoggen, das fast 300 Jahre im Besitz der Familie blieb. 1828 veräußerte Carl Friedrich Stach von Goltzheim den Besitz. 1842 kauften Alexander Rogalla von Bieberstein und seine Frau Nanny, geborene von Mirbach aus Sorquitten, das Anwesen. Die Bewirtschaftung des Gutes übertrugen sie in den 1870iger Jahren ihrem vierten Sohn Walter, einem preußischen Politiker. Auf dem 442 Hektar großen Gut wurden im Jahr 1889 Pferde (Remonten), Schafe und Schweine gezüchtet. Von 1900 bis 1906 war Walter Rogalla von Bieberstein Amtsvorsteher des Amtsbezirks Ribben. Sein zweiter Sohn Kuno folgte ihm 1906 in diesem Amt. Im selben Jahr übernahm er von seinem Vater auch das Gut. Nach dem frühen Tod  von Kuno Rogalla von Bieberstein  im Jahr 1921 führte dessen Frau Emilia, geborene Marshall aus Drenken, den Gutsbetrieb  weiter. Dabei stand ihr unter anderem Erich Gorgaß als Verwalter zur Seite. 1922 gehörten 59 Pferde, 140 Rinder, 20 Schafe und 45 Schweine zum Bestand. Zehn Jahre später wurden keine Schafe mehr gezüchtet, dafür die Schweinezucht intensiviert. So standen nun neben 38 Pferden und 150 Rindern auch 150 Schweine in den Ställen.

Das Herrenhaus ließ Walter Rogalla von Bieberstein nach seiner Heirat im Jahr 1877 mit Hilfe der Mitgift seiner Frau Olga errichten. Das hochunterkellerte, eingeschossige Kniestockhaus wurde auf rechteckigem Grundriss und mit einem Satteldach errichtet. Flache, zweigeschossige Mittelrisalite mit Dreiecksgiebel und  Rundbogenfenstern im Obergeschoss gliedern die Längsseiten. Ein Portal betont den Eingangsbereich der Vorderfassade. Vor dem Risalit der Parkseite liegt eine große Terrasse. Ursprünglich befand sich hier eine hölzerne Veranda mit Satteldach. Eine doppelläufige steinerne Treppe führt in den Park. Gequaderte Haus- und Risalitecken sowie klassizistische Architekturdetails schmücken die Fassaden des Gebäudes.

Die Gutsanlage entspricht der typischen Anordnung mit dem Gutshaus als Zentrum zwischen Park und Wirtschaftshof, den heute eine Straße vom Anwesen trennt. Im Park blieben nur wenige alte Bäume und ein kleiner Teich erhalten. Ebenso überstanden Wirtschaftsgebäude die Zeiten.

Nach 1945 nutzte ein staatlicher Landwirtschaftsbetrieb die einstige Gutsanlage. Im Herrenhaus waren Wohnungen für Mitarbeiter eingerichtet. Jahrzehnte wurden Räume des Hauses von einem staatlichen Kindergarten, ab August 2014 von einem privaten Kindergarten genutzt.

Der Wirtschaftshof wird weiterhin landwirtschaftlich genutzt. Am ehemaligen Herrenhaus, das sich nun in Privatbesitz befindet, finden Sanierungsarbeiten statt.  Das Haus wurde mit Dachziegeln neu eingedeckt, neue Fenster bereits eingebaut.

Ein alter Gutsfriedhof befindet sich hinter dem Wirtschaftshof auf einer Anhöhe inmitten eines Feldes. Dort sind die Gräber von Alexander (1813–1876) und Nanny (1809–1876) Rogalla von Bieberstein sowie ihres Enkels Kuno (1880–1921). Die Reste einer Grabplatte erinnern an den Enkel Waldemar (1878–1907), der wegen eines Fehlverhaltens in die USA geschickt wurde.  Er kam 1907 beim Untergang seines Schiffes bei Haiti ums Leben. (Stand 7/2023)


Letzter Besitzer vor 1945: Familie Rogalla von Bieberstein (Verwalter: Erich Gorgaß)


16 km südöstlich von Bischofsburg (Biskupiec)

20 km südwestlich von Sensburg (Mrągowo)

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