Siewken (Żywki)

Ehemaliger Landkreis: Angerburg – Heutiger Kreis (Powiat): Giżycko

‍Mühle und Speicher

Das einstige Rittergut Siewken befand sich am südöstlichen Ufer des Siewker Sees (Jezioro Żywki). Hans von Pusch, Amtshauptmann zu Angerburg, wurden 1557 in Anerkennung seiner Verdienste die Ländereien Klein Sieben, dem späteren Siewken, zu Lehnsrechten verliehen. Er verwaltete das Gut bis 1562. Für lange Zeit blieb das Gut in den Händen der Familie von Pusch. 1783 kaufte ein Herr von Kämpfen das Gut. Ihm folgten in den darauffolgenden 50 Jahren sechs weitere Besitzer. 1832 erwarb ein Herr Girod das Rittergut. Bereits sechs Jahre später erbte seine Frau das Anwesen, das sie bis 1883 führte. 1863 wurden auf den Ländereien des über 1100 Hektar großen Guts und den Vorwerken 103 Pferde, 145 Rinder, 1249 Schafe und 173 Schweine gehalten. In dieser Zeit gehörten bereits die Vorwerke Louisenhof, das 1818 unter dem Namen Klein Siewken gegründet wurde, und Katzerowen zum Gut. Das als Abbau 1863 angelegte Wolfsbruch wird 1903 als ein weiteres Vorwerk erwähnt. Zu dieser Zeit war das damals 1200 Hektar große Gut seit zwanzig Jahren im Besitz von Richard Skrzeczka. Er betrieb neben der Holländer Viehzucht und Pferdezucht auch eine Ziegelei und eine Dampfbrennerei.

1912 wurde der Besitz an eine Siedlungsgesellschaft verkauft und das Gut parzelliert. Eigentümer des rund 400 Hektar großen Restguts war der Angerburger Fabrikbesitzer Johannes Tepper. Heinrich Franz, Eigentümer vom ehemaligen Vorwerk Louisenhof (Luisenhof) bewirtschaftete 172 Hektar.

Angerburg, 13. März. (Ein Gutswald für die Staatsforstverwaltung angekauft.) Von der  ostpreußischen Landgesellschaft in Königsberg ist ein 331,1980 Hektar größer Teil des Gutswaldes von Siewken im hiesigen Kreise, um seine Abholzung zu vermeiden, mit dem Holzbestande und dem Vorwerk Katzerowen zum Preise von 671645,86 Mark für die Staatsforstverwaltung angekauft. Der größte Teil des Grundstücks ist Holzboden, der Rest wird landwirtschaftlich genutzt. Das Vorwerk Katzerowen wird als Förstereidienstgehöft verwendet werden. („Die Presse . Ostmärkische Tageszeitung“, 33.Jg., Nr.64, Thorn, Mittwoch 17. März 1915)

Um 1931 ging das Restgut Siewken mit dem Gutshaus in das Eigentum der Ostpreußischen Treuhandgesellschaft über und wurde abermals aufgesiedelt. Die einzelnen Anteile erwarb die Familie von Heinrich Stotzka. Sein Sohn Kurt bewirtschaftete das Anwesen. Die nun eigenständigen kleinen Güter Luisenhof und Wolfsbruch waren 1932 im Besitz von Gustav Jopp beziehungsweise Michael Stotzka.

Kurt Stotzka berichtete später in einem Artikel, dass im September 1944 der Stab der 4. Armee auf seinem Gutshof und im Wohnhaus Quartier bezogen. Seine Familie musste dafür auch das Haus räumen.

Das ehemalige Gutshaus wurde einem langen rechteckigen Grundriss errichtet. Ein hohes Krüppelmansarddach deckte den eingeschossigen Bau und bot auch im Dachgeschoss ausreichend Wohnraum. Ein zweigeschossiger Mittelrisalit mit einer davorliegenden Terrasse gliederte die Vorderfassade. Zum Haupteingang führte eine breite Treppe mit geschwungener Brüstung. Im Gutshaus, das 1945 zerstört wurde, gab es 27 Zimmer und zwei Küchen.

Die einstige Gutsanlage überstand die Zeiten recht gut. Die aus roten Backsteinen und Natursteinen errichteten Gebäude geben einen Eindruck über den Aufbau des Anwesens. Zum Gut gehörte neben verschiedenen Ställen und Wirtschaftsgebäuden auch der vierstöckige Speicher, der auf rechteckigem Grundriss mit einem Natursteinsockel errichtet wurde. Das unterkellerte Gebäude bot eine Lagerkapazität von 650 Tonnen. Der ehemals prächtige Backsteinbau ist leider dem Verfall preisgegeben.

Der in den 1930er Jahren fünf Hektar große Park, der sich vom Gutshaus bis zum See erstreckte, blieb zum Teil erhalten. (Stand 7/2019)

In dem Artikel „Rittergut Siewken“ von W. Bienenfeld im „Heimatbrief Nr. 30 (Ostern 1958) der Kreisgemeinschaft Angerburg in der Landsmannschaft Ostpreußen“ (S. 12-14) wird beschrieben, wie vor weit mehr als hundert Jahren auf den Gutsfeldern reichlich Flachs angebaut wurde, um unter anderem in der Ölmühle aus dem Leinsamen Öl zu gewinnen. Dieses wurde damals zur Beleuchtung der Zimmer genutzt.


Letzter Besitzer vor 1945: Kurt und Gertrud Stotzka


25 km südöstlich von Angerburg (Węgorzewo)

18 km östlich von Giżycko (Lötzen)

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