Sorquitten (Sorkwity)

Ehemaliger Landkreis: Sensburg – Heutiger Kreis (Powiat): Mrągowo

‍Blick vom See zur Gartenseite

Auf einer Landenge zwischen dem Gehlandsee (Jezioro Gielądzki) und dem Lampatzkisee (Jezioro Lampackie), an der Landesstraße DK16 nahe Sensburg (Mrągowo) gelegen, befindet sich Sorquitten. Vor allem Wasserwanderern ist dieser kleine Ort ein Begriff als Startpunkt ihrer Touren auf der Kruttinna (Krutynia), der schönsten und bekanntesten Wasserwanderstrecke Polens. 

Sorquitten fand mit der Verleihung des Rittergutes durch Winrich von Kniprode, Hochmeister des Deutschen Ordens, an die Gebrüder von Oelsen im Jahre 1379 erstmals Erwähnung. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das ehemalige Gut Sorquitten in die Hände verschiedener Eigentümer. Im 15. Jahrhundert erwarb die Familie von Schlieben das Gut, es folgten die Familien von Egloffstein und von der Groeben. Besitzer in den Jahren 1750 bis 1804 war die Familie von Oppeln-Bronikowski, die 1788 ein Herrenhaus errichten ließ. Ab 1804 gehörte das Anwesen der Familie von Mirbach. Im Laufe der nächsten einhundertzehn Jahre brachte sie das Gut, zu dem mehrere Vorwerke gehörten, zur wirtschaftlichen Blüte. Im Betrieb waren eine Brauerei, eine Ziegelei sowie eine Molkerei.

Das einstige Herrenhaus mit Park und Wagenremise zählt zu den eindrucksvollsten neogotischen Residenzen Masurens. Am nördlichen Ufer des Lampatzkisees wurde es von 1850 bis 1856 als flachgedeckter Bau auf einem U-förmigen Grundriss errichtet, der nach dem Prinzip sich durchdringender Blöcke unterschiedlicher Größe und Höhe geformt wurde. Zinnen mit Fialen an den Ecken bilden den dekorativen Abschluss der backsteinernen Außenfassaden des Gebäudes, das von einem oktogonalen Turm an der Seeseite dominiert wird. Nordwestlich des Herrenhauses befindet sich die ehemalige, ebenfalls im Stil der Tudorgotik erbaute Remise.

Gleichzeitig mit dem Bau des Herrenhauses entstand ein Landschaftspark, der auch eine Halbinsel am See umfasste. Neben einem Dammwildgehege und einer Fasanerie wurde dort sogar ein Weinberg angelegt, um eigenen Wein zu produzieren. 

Während des Ersten Weltkrieges besetzte Ende August 1914 die russische Armee das Herrenhaus. In der Nacht vom 26. auf den 27. August 1914 brannte das Gebäude komplett aus. Der letzte Besitzer Freiherr von Paleske ließ in den Jahren 1922/23 das Herrenhaus originalgetreu wiederaufbauen. Baulich unbeschadet, jedoch total ausgeplündert, überlebte es den Zweiten Weltkrieg.

 Der nach 1945 auf dem Gutsgelände entstandene staatliche Landwirtschaftsbetrieb richtete im Herrenhaus Büroräume, Wohnungen für Angestellte und einen Kindergarten ein. Auch Lagerräume fanden dort ihren Platz. Das dann ab 1957 als Ferienheim der Warschauer Traktorenfabrik „Ursus“ dienende Herrenhaus befindet sich seit 1998 in privater Hand. Ein zwischenzeitlich dort eingerichtetes Zweisterne-Hotel wurde wieder geschlossen. Auch der Versuch einer Neueröffnung im Jahre 2013 als Hotel scheiterte, weshalb das Haus nicht mehr öffentlich zugänglich ist. Der an das Herrenhaus grenzende Teil des Gutsparkes mit seinem alten Baumbestand wirkt sehr gepflegt. (Stand 8/2021)


Letzter Besitzer vor 1945: Bernhard Freiherr von Paleske


12 km westlich von Sensburg (Mrągowo)

15 km östlich von Bischofsburg (Biskupiec)

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