Tannenberg (Stębark)

Ehemaliger Landkreis: Osterode – Heutiger Kreis (Powiat): Ostróda

‍Keine Fotos auf Wunsch der Besitzer

Der kleine Ort Tannenberg ging durch eine der größten Schlachten des Mittelalters in die Geschichte ein. Auf den Feldern zwischen Tannenberg und Grünfelde standen sich am 15. Juli 1410 die Heere des Deutschen Ordens und des Herrschers über Polen-Litauen gegenüber. Im blutigen Entscheidungskampf unterlag das Ordensheer. Unter den vielen Opfern der „Schlacht bei Tannenberg“ befanden sich der Hochmeister Ulrich von Jungingen und fast die gesamte Führungsschicht des Ordens.

Die Geschichte des einstigen Rittergutes Tannenberg reicht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Neben weiteren Gütern wurde es 1334 dem Ritter Heinrich von Tannenberg verliehen. Im Jahre 1486 erwarb ein M. Finck einen kleinen Teil des Gutes. Das gesamte Anwesen  befand sich 1540 im Besitz von Albrecht Finck (später Finck von Finckenstein). Für eine lange Zeit blieb es in den Händen der Familie Finck von Finckenstein aus Gilgenau. Im Jahr 1778 war ein Ratsherr von Brandt Eigentümer des Rittergutes. Rudolf von Brandt,  der 1835 auf dem Gut seines Vaters, dem Königlich Preußischen Hauptmann Ivan Ernst Heinrich Ferdinand von Brandt, geboren wurde, verpachtete dieses um 1870 an einen Amtmann Kaibel. Im Jahre 1902 verkaufte Oswald von Brandt das 990 Hektar große Anwesen, zu dem auch eine Brennerei gehörte, an die dem Johanniterorden gehörende Kloster Bergesche Stiftung. Durch Aufsiedelung der Ländereien entstanden 65 Kleinbauernhöfe. Das Restgut mit etwa 230 Hektar kaufte die Familie Pagel. Diese betrieben neben der Viehzucht auch eine Dampfbrennerei. 1929 hielten sie 80 Rinder, 112 Schweine und 23 Pferde. Erich Bennewitz war mit seiner Frau Frieda, geborene Pagel, letzter Eigentümer. Soldaten der Roten Armee erschossen ihn und seine Tochter Elisabeth 1945 auf dem Gut. Frieda Bennewitz soll auf der Flucht verstorben sein.

Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete sich ein staatlicher Landwirtschaftsbetrieb auf dem ehemaligen Gutsgelände ein. Im Gutshaus entstanden Wohnungen für die Angestellten und Büros. Das Gut ging 1992 in das Eigentum der Staatlichen Agentur für Landwirtschaftliche Immobilien über.

Das ehemalige Gutshaus wurde Ende des 19. Jahrhunderts auf rechteckigem Grundriss errichtet. Der eingeschossige Bau trägt ein hohes Satteldach. Über dem Haupteingang der Vorderfassade befand sich einst eine große Fledermausgaube. Die Gartenseite gliedert ein zweigeschossiger Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, dessen Giebelfläche zwei kleine Rundbogenfenster zieren. Die Dachgauben der Gartenseite wurden später, vermutlich in den 1930er Jahren, eingebaut. An der südlichen Giebelseite befindet sich ein eingeschossiger Anbau mit Flachdach. Der Sockel wurde aus Natursteinen erbaut. Quaderputz und umlaufende Gesimse schmückten die Fassaden.

Das Gutshaus stand jahrelang leer und fiel blinder Zerstörungswut zum Opfer. Es wurden Fenster herausgerissen und tragende Balken entfernt, sodass Mauerwerk und der Risalit einstürzten. Durch die Schäden war das verwüstete Innere des Hauses jedem Wetter schutzlos ausgeliefert.

Im Jahre 2006 erwarb ein privater Käufer das Gutshaus trotz des bereits stark fortgeschrittenen Verfalls des Gebäudes. Der neue Eigentümer ließ den Bau aufwendig sanieren. Die Fassaden erhielten ihre ursprüngliche Gestalt zurück. Vor dem Risalit wurde die Terrasse neu errichtet, von der aus eine Treppe mit flacher, leicht geschwungener Brüstung in den Garten und zum Park führt.

Vom einstigen Gutshof blieben Wirtschaftsgebäude erhalten, ebenso der kleine Gutspark mit dem Familienfriedhof der Familie Pagel.

Rudolf von Brandt, von 1863 bis 1886 Landrat des Kreises Osterode und von 1896 bis 1909 Landeshauptmann der Provinz Ostpreußen, fand auf dem Friedhof neben der Kirche seine letzte Ruhe. Neben ihm wurden weitere Angehörige der Familie von Brandt dort beerdigt. (Stand 8/2022)


Letzter Besitzer vor 1945: Erich und Frieda Bennewitz


31 km südlich von Osterode (Ostróda)

Zurück zur Übersicht