Ehemaliger Landkreis: Gerdauen – Heutiger Kreis (Powiat): Kętrzyn
Etwa vier Kilometer südlich der Grenze zu Nordostpreußen (heutige russische Exklave Kaliningrad) liegt das ehemalige Rittergut Willkamm, welches seinen Ursprung im 15. Jahrhundert hatte. Zur Gutsanlage gehörten neben dem Herrenhaus und dem Wirtschaftshof ein großer Landschaftspark und drei Teiche. Das Gut umfasste Ende des 19. Jahrhunderts eine Fläche von über 2000 Hektar und gehörte damit zu den größten Gütern Ostpreußens. Berühmt war das Gut für sein privates Gestüt, das sich der Zucht von Trakehnern widmete.
Das im Jahre 1797 auf einem rechteckigen Grundriss errichtete Herrenhaus wurde 1920 durch zwei Seitenflügel erweitert, sodass es auch aufgrund seines dekorativen Fassadendekors einem Landschlösschen im Neorokoko-Stil mit klassizistischen Motiven ähnelte. In der Mitte der Vorderfassade befand sich ein ovaler Vorbau mit dem Haupteingang und einer vorgelagerten Treppe. Die Fenster waren tief und reichten fast bis zum Boden. Farbiges Quadermauerwerk betonte die Hausecken. Lisenen gliederten die Fassaden. Besondere Fassadenelemente waren die dekorativen Fensterrahmen mit Festons.
Nach 1945 war im einstigen Herrenhaus Militär untergebracht. Später nutzte der hier gegründete staatseigene landwirtschaftliche Betrieb das Gebäude. Obwohl sich das in den 1960iger Jahren renovierte Haus seit Jahren in Privatbesitz befindet, steht es ungesichert dem Verfall komplett preisgegeben. Hinter wuchernden Pflanzen jeglicher Art lassen sich die einstige Größe und Form des Herrenhauses kaum mehr erahnen. Außen wie innen weist der eingeschossige Bau immense Zerstörungen auf. Große Teile des hohen Mansardendaches sind eingestürzt. Außenmauern und Zwischenwände bilden Trümmerhaufen. Zimmerdecken, Fußböden, Treppen, Fenster und Türen sind verschwunden. Nur zwei alte Sprossenfenster konnten dem Niedergang des Herrenhauses bisher trotzen.
Ein ähnliches Schicksal ereilte die Wirtschaftsgebäude. Auch die einstige Schönheit der Parkanlage musste der Wildnis weichen. (Stand 7/2018)
Letzter Besitzer vor 1945: Familie von Rautter
30 km nördlich von Rastenburg (Kętrzyn)